Archiv

Archive for the ‘10_Jahre’ Category

Der Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen und Teameigenschaften auf die Leistungsfähigkeit vernetzter Teams

Vorbemerkung: Den folgenden Aufsatz habe ich zusammen mit meinem damaligen Forschungsteam an der Universität der Bundeswehr erstellt. Er erschien im Jahr 2007 in der Juli Ausgabe der Zeitschrift Europäische Sicherheit und beinhaltet eine gekürzte Fassung des englischen Originals mit dem Titel „Effects of Individual and Team Characteristics on the Performance of Small Networked Teams“, das im Journal The International Command and Control Journal, Vol 1 erschienen ist. Der zugrunde liegende Forschungsbericht wurde Juni 2007 auf dem 12. International Command and Control Research and Technology Symposium in Newport, R.I, als bester wissenschaftlicher Beitrag mit dem G.F. Wheatley Best Paper Award ausgezeichnet.

Im Folgenden wird über Anlage und Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojekts berichtet, das in der Zeit von Februar 2006 bis Februar 2007 am Institut für Technik Intelligenter Systeme (ITIS) an der Universität der Bundeswehr München im Rahmen eines Forschungsprogramms des Center of Edge Power an der U.S. Naval Postgraduate School in Monterey durchgeführt wurde. Zielsetzung war die Gewinnung von Erkenntnissen über den Einfluss menschlicher Faktoren bei der Vernetzten Operationsführung (NetOpFü). Konkret wurden die Auswirkungen von Persönlichkeitsmerkmalen und Teameigenschaften auf die Leistungsfähigkeit von kleinen vernetzten Teams untersucht. Dazu wurden im Herbst 2006 die Daten von über 500 jungen Offizieren und Offizieranwärtern der Bundeswehr mit Hilfe psychologischer Tests und eines einfachen vernetzten Computerspiels erhoben und statistisch ausgewertet. Weiterlesen …

Kategorien:10_Jahre, Vernetze Welt

REACH BACK – ‚Move information, not people’

Vorbemerkung: Den folgenden Artikel habe ich im Frühjahr 2006 verfasst, zusammen mit Dr. Michael Romba, zu dieser Zeit Oberstleutnant i.G. und Referent im Führungsstab der Luftwaffe im Bundesministerium der Verteidigung. Er erschien in der Augustausgabe 2006 der Europäischen Sicherheit.

Durch die veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen und die damit einhergehende Neugewichtung des Aufgabenspektrums der Bundeswehr sind Einsätze außerhalb Deutschlands zum Normalfall geworden. Diese Einsätze lassen sich weder hinsichtlich Intensität noch Geographie eingrenzen. Daraus resultiert ein breites Einsatzspektrum von Evakuierungsoperationen bis hin zu friedenserzwingenden Einsätzen hoher Intensität. Im Rahmen dieser wahrscheinlicheren Einsätze werden Operationen der EU, NATO oder anderer multinationaler Organisationen (z.B. ad-hoc Koalitionen) jeweils höchst unterschiedlich in den erforderlichen Kräfteansätzen sein und bedingen somit zwangsläufig maßgeschneiderte Führungsstrukturen. Eine wesentliche Forderung an moderne militärische Hauptquartiere und Gefechtsstände ist daher deren Befähigung zur verzugslosen, einsatzorientierten Verlegung, zur Bereitstellung weitgehend frei skalierbarer Führungselemente und zum schnellstmöglichen Herstellen einer aufgabengerechten Einsatzbereitschaft. Dabei muss zunehmend davon ausgegangen werden, dass große Distanzen zu überwinden sind. Darüber hinaus kann im Einsatzland meist nur auf relativ wenig Infrastruktur und Unterstützung zurückgegriffen werden, so dass zur effizienten Auftragserfüllung regelmäßig ein nicht unwesentlicher Aufwand für Transport, Versorgung und Betrieb von Personal und Material vor Ort zu leisten ist. Weiterlesen …

Kategorien:10_Jahre, Vernetze Welt

Effekte und Vernetzung – zwei Seiten einer Medaille

Vorbemerkung: Den folgenden Artikel habe ich im Frühjahr 2006 zusammen mit meinen Mitstreitern Michael Romba und Michael-Günther Lux verfasst und im Juli 2006 in der Europäischen Sicherheit veröffentlicht. Wesentliches Ziel war es, wie so oft, die aktuellen Buzzwords ein wenig mit Leben zu füllen und Berührungspunkte bzw. Unterschiede aufzuzeigen.

Grundzüge Effektbasierter Operationen und Vernetzter Operationsführung

Wesentliches Ziel der Transformation von Streitkräften ist die Erhöhung ihrer Einsatzfähigkeit durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung an neue Herausforderungen bzw. Rahmenbedingungen. Dabei lassen sich zwei zentrale Faktoren ausmachen, die für die Neuausrichtung maßgeblich sind. Zum einen ist das sicherheitspolitische Umfeld nach Jahrzehnten der Stabilität während des Kalten Krieges in den letzten Jahren von umwälzenden Veränderungen geprägt. Es ergeben sich grundlegend neue Rollen und Aufgaben für die Streitkräfte, für deren Lösung das klassische, vornehmlich auf Abnutzung und Zerstörung zielende Kriegsbild und das damit verbundene restriktive Denken in Militärpotentialen in der heutigen Zeit keine ausreichenden Antworten mehr liefert.

Zum anderen bietet der rasante Fortschritt mit seinen vielfältigen, technologischen Innovationen, beispielsweise im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), der Miniaturisierung/ Robotik oder der Entwicklung von Präzisionsbewaffnung, neue Möglichkeiten der militärischen Operationsführung. Moderne IKT-Systeme sind heute in der Lage, Daten in bisher unbekanntem Ausmaß zu speichern, zu verarbeiten und zu verteilen. Dies ermöglicht es, unterschiedliche Informationen zusammenzufassen, zu verwerten und nahezu ohne Zeitverzug jedem Bedarfsträger situationsgerecht und rollenorientiert zur Verfügung zu stellen.

Diesen beiden Faktoren lassen sich zwei wesentliche Ansätze zuordnen, die insbesondere in der US-amerikanischen Literatur als Kernelemente der Transformation genannt werden: Effektbasierte Operationen (‚Effects-Based Operations, EBO’) und Vernetzte Operationsführung, NetOpFü (‚Network Centric Operations, NCO’). Zielsetzung dieses Beitrages ist es, die grundlegenden Gedanken der beiden Ansätze zu erläutern und dabei insbesondere auf deren Zusammenhänge und Synergien einzugehen. Weiterlesen …

Kategorien:10_Jahre, Vernetze Welt

Broschüre zu Concept Development und Experimentation (CD&E)

CDE-BroschNach dem Erfolg der NetOpFü-Broschüre war klar, dass sich dieses ansprechende Format der Wissensvermittlung auch für andere (Grundlagen-)Themen bestens eignet. Neben der Vernetzten Operationsführung war es im Jahr 2005 (und folgenden) vor allem die Methode „Concept Development & Experimentation“, kurz CD&E, die unter dem großen Oberbegriff der „Transformation der Streitkräfte“ den Weg Richtung Zukunft wies.

In dieser Zeit gab es nicht nur die ersten großangelegten Experimente (vgl. Beitrag hier und hier), sondern z.B. auch in Berlin eine der ersten internationalen Konferenzen, die sich ausschließlich diesem Thema widmete. Wie ich im Internet lesen konnte, war Berlin im Jahr 2015 erneut Gastgeber dieser Veranstaltung mit 240 Teilnehmern aus mehr als 20 Staaten. Die Methode CD&E hat also über die letzten Jahre weiter an Bedeutung gewonnen und steht nach wie vor weit oben auf der Agenda zahlreicher Streitkräfte. Schon vor 10 Jahren war klar, dass die großen Herausforderungen von CD&E in der praktischen Umsetzung liegen und somit der (möglichst übergreifende) Austausch von Erfahrungen und Best Practices essentiell sein wird.

Im Jahr 2005 war die Situation zu CD&E ähnlich wie bei der Vernetzten Operationsführung: Die Dokumentenlage in den deutschen Streitkräften beschränkte sich im Wesentlichen auf die Publikationen aus den USA bzw. der NATO (Codes Of Best Practice) und ein paar wenige daraus (meist eher bruchstückhaft) abgeleitete Foliensätze. Entsprechend wenig verbreitet waren die allgemeinen Grundlagen zu CD&E geschweige denn nennenswertes praktisches Wissen.

Vor diesem Hintergrund und den allgemeinen wie persönlichen Erfahrungen aus den bisher durchgeführten CD&E-Vorhaben bzw. den ambitionierten Planungen am Horizont entstand die Idee, die wesentlichen Grundlagen der Konzeptentwicklung und deren experimentelle Überprüfung einer möglichst breiten Leserschaft in und auch außerhalb der deutschen Streitkräfte in Form einer ansprechenden Broschüre kompakt und anschaulich darzustellen. Neben einer fundierten Einführung war es mir ein besonderes Anliegen, allen Beteiligten einen Leitfaden an die Hand zu geben und damit ein gemeinsames Verständnis über die wesentlichen Ideen und Prinzipien zu schaffen. Dabei galt es auch herauszustellen, dass ein Scheitern einer ursprünglich für tauglich erachteten Idee durchaus als möglicher Ausgang eines Experiments zu akzeptieren ist – unprofessionelle Durchführung hingegen nicht. Auf dem Spiel stehen nicht selten ein hoher finanzieller Aufwand und große Erwartungen, als auch das Vertrauen und die Motivation aller Beteiligten für etwaige Folgeaktivitäten.

Im Vergleich zur NetOpFü-Broschüre sind in die CD&E-Ausgabe deutlich mehr Arbeitsstunden reingeflossen, was sich nicht nur an dem fast doppelten Umfang und der größeren Textlastigkeit zeigt. Während NetOpFü eher eine übergreifende Vision beschreibt, bei der wir im Jahr 2004 noch sehr, sehr am Anfang standen, war CD&E deutlich greifbarer, mit konkreten Handlungsempfehlungen und Best Practices, die auf zahlreichen Erfahrungen (Lessons Learned) basierten.

Es freut mich sehr, dass die CD&E Broschüre seit ihrem Erscheinen im Februar 2006 in allen Bereichen der deutschen Streitkräfte eine große Verbreitung gefunden hat und bis heute zum freien Download im Internet zur Verfügung steht. Sie blieb allerdings für einige Jahre auch die einzige deutsche Publikation in diesem Bereich, und es bedurfte der Initiative eines sehr geschätzten Kameraden, um die Erfahrungen der zahlreichen folgenden Vorhaben einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen und den Austausch weiter zu fördern (siehe dazu früheren Blogpost).

Kategorien:10_Jahre

Netzwerkzentriertes Denken in der Vernetzten Operationsführung

Vorbemerkung: Den folgenden Artikel habe ich Ende 2005 zur Veröffentlichung in der Europäischen Sicherheit erstellt. Er erschien in der Februarausgabe 2006. Ziel war es, die Ideen und Konzepte aus dem Grundlagenartikel vom Dezember 2004 zu konkretisieren und mit den aktuellen Entwicklungen im Internet zu verküpfen (Web 2.0 etc.).

NetOp_Pic3 „Vernetzte Operationsführung (NetOpFü) bedeutet Führung und Einsatz von Streitkräften auf der Grundlage eines streitkräftegemeinsamen, führungsebenenübergreifenden und interoperablen Informations- und Kommunikationsverbundes, der alle relevanten Personen, Stellen, Truppenteile und Einrichtungen sowie Sensoren und Effektoren miteinander verbindet.“ So beschreibt es die Konzeption der Bundeswehr (KdB) und setzt damit die maßgebliche Definition für die deutschen Streitkräfte. Häufig wird in diesem Zusammenhang das beliebte Bild des „NetOpFü-Schichtenmodells“ (vgl. Abbildung) präsentiert und daran das Ziel der umfassenden Vernetzung von Sensoren, Führung und Effektoren erklärt. Ebenso finden sich in der KdB die Begriffe aus der „NetOpFü-Wertschöpfungskette“ (abgeleitet aus den grundlegenden „Tenets of Network Centric Warfare“ des US Office of Force Transformation), bei der wesentliche Elemente von NetOpFü miteinander in Beziehung gesetzt werden und damit der Effizienz- und Effektivitätsgewinn von NetOpFü anschaulich dargestellt werden kann. Wesentliche Grundaussage ist es, ausgehend von Informations- und Wissensüberlegenheit eine Entscheidungsüberlegenheit zu erlangen, um damit letztendlich eine Wirkungsüberlegenheit zu erzielen.

In diesem Artikel werden die allgemeinen Beschreibungen vertieft und dabei einige inhärente Aspekte Vernetzter Operationsführung aufgezeigt, die nach Meinung des Autors insbesondere in den deutschen Publikationen noch unzureichend dargestellt sind. Über Beispiele aus der zivilen Welt werden Prinzipien aufgezeigt, in denen aus Sicht des Autors wesentliche Potenziale und damit auch das wirklich „Neue“ der Vernetzten Operationsführung zu finden ist. Weiterlesen …

Kategorien:10_Jahre, Vernetze Welt