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Im August für drei Wochen durch Kanadas Westen: Ein paar Erfahrungen

Arbeitsbedingt bot sich dieses Jahr vor allem der August für einen längeren Urlaub an und so fiel die Wahl schließlich auf Kanadas Westküste und die bekannten angrenzenden Bergregionen von British Columbia und Alberta. Dort haben wir vor allem einzigartige Natur mit türkisblauen bzw. smaragdgrünen Seen, kristallklaren Flüssen, endlosen Wäldern und hohen gletscherbedeckten Bergen, aber auch sehr freundliche Menschen und angenehmes Klima gefunden. Unser Weg führte über die klassische Touristenroute zunächst von Vancouver durchs Fraser Valley über Revelstoke und Field nach Banff. Weiter ging es über den Icefield Parkway nach Jasper und dann wieder gen Süden zurück über Whistler und den Sea to Sky Highway. Da wir noch etwas Zeit übrig hatten, haben wir abschließend noch einen Abstecher nach Seattle und Victoria angehängt. Aktuell befinden wir uns auf dem Rückflug und so möchte ich hier einige Erfahrungen teilen:

  • Geflogen sind wir mit AirTransat, einem mir bis dahin unbekannten kanadischen Ferienflieger, dessen Angebot in punkto Flugzeit von MUC und vor allem im Preis einfach unschlagbar war (insbesondere bei unserer späten Buchung erst Anfang Juli). Natürlich war der Flieger voll mit Urlaubern, aber alles verlief pünktlich und reibungslos und auch das Essen war akzeptabel. Da ließ es sich auch ertragen, dass Kopfhörer, Decken und Alkohol nur gegen Bezahlung zu haben waren.
  • August ist verständlicherweise Hochsaison, sowohl aufgrund der Schulferien in Europa aber vor allem auch in Amerika. Die Wohnmobile waren wenige Wochen vorher erwartungsgemäß schon alle ausgebucht und so mussten wir mit einem geräumigeren Mietwagen auskommen – preislich keinesfalls die schlechtere Alternative.
  • Außer den ersten Übernachtungen hatten wir nichts vorausgebucht, doch trotz Hochsaison war es nirgendwo ein Problem, spontan eine Übernachtung zu bekommen. Ggf. war es allerdings ratsam, bereits am Morgen am Zielort telefonisch zu reservieren. Insbesondere wenn es um ein Zimmer in einem der sehr schön gelegenen und daher begehrten Bed & Breakfasts (B&Bs) ging.
  • B&B war neben den Selbstversorger-Blockhüttten eindeutig unsere bevorzugte Variante. Man fühlt sich ein wenig wie bei einer Übernachtung bei Freunden und lernt je nach Gusto die Gastgeber als auch die anderen Gäste kennen. Meist gab es auch die Möglichkeit abends selbst die Küche zu nutzen.
  • Preislich sind für ein Doppelzimmer im B&B ca. 100 – 150 CAD (aktuell ca. 75-110 Euro) zu veranschlagen, Motels sind ein wenig preiswerter (aber bei weitem nicht so gemütlich und abwechslungsreich) und die Hotelpreise beginnen in der Regel bei ca. 150 CAD. Deutlich günstigster übernachtet es sich natürlich in der Jungendherberge (27 CAD p.P. im Mehrbettzimmer), was sich insbesondere am Icefield Parkway aufgrund der Lage anbietet.
  • Die absolute Low-Bodget Variante, d.h. das Zelt, hatten wir zunächst aufgrund von Gepäck- und Bärensorgen ausgeschlossen. Im Nachhinein wäre es durchaus eine überlegenswerte Option gewesen, nicht zuletzt wegen der zahlreichen sehr schön gelegenen Campingplätzen mit Lagerfeuerromatik.
  • Talking about costs: Bis auf das Benzin und den Kaffee im Starbucks konnten wir nur wenige Dinge entdecken, die in Kanada wirklich preiswerter sind als in Deutschland. Ein „normales“ Essen im Restaurant (jenseits der Fastfood-Ketten und Asiaten) schlägt inkl. Getränke, Tax und Service mit mindestens mit 20-30 Euro p.P. zu Buche. Auch die Preise im Supermarkt sollte man besser nicht mit zu Hause vergleichen. Für jeden Tag im Nationalpark werden pro Fahrzeug fast 20 CAD fällig, wobei sich bereits ab einer Woche der Jahrespass lohnt.
  • An weiteren Verlockungen, die Natur zu erleben und die Reisekasse zu schmälern, mangelt es nicht. Überall werden zahlreiche Aktivitäten wie Mountainbiking, Horseriding, Rafting, Ziplining, Bootstouren bis hin zu Rundflügen angeboten — und gerne als „Must-Do“ betitelt…. Die 3 Stunden Ziplining-Tour in Whistler schlägt dabei mit stolzen 130 CAD zu Buche und wer mit dem Lift auf die Berge will, zahlt für den Day-Hike-Pass gute 50 CAD. Fahrradleihe kostet pro Tag ca. 40 CAD, für ein ordentliches Mountainbike mindestens 60 bis 100 CAD.
  • Grundsätzlich werden alle Preise ohne Tax ausgewiesen, so dass für den letztendlichen Erwerb immer noch mal gute 10% aufzuschlagen sind.
  • Die preiswerteste und sicherlich nicht die schlechteste Variante des Naturerlebnisses bietet natürlich nach wie vor das Wandern. Insbesondere in den National und Provincial Parcs gibt es zahlreiche gut beschriebene und vorbildlich ausgeschilderte ‚Hikes‘ unterschiedlichster Länge und Schwierigkeit. Dabei darf man sich allerdings nicht wundern, dass auf den längeren Wanderungen bzw. höheren Gipfeln (zumindest die mit ausgewiesenem Zustieg) vorwiegend deutsch gesprochen wird.
  • Wer allerdings „draußen“ übernachten möchte, kommt nicht umher, alles Notwendige mit sich zu tragen. Bewirtschaftete Hütten wie in den Alpen sucht man vergebens, einzige Ausnahmen bieten Luxury-Lodges beginnend bei ca. 150 CAD p.P.
  • Vor Bären und anderem Wildlife wird überall gewarnt bzw. darauf hingewiesen. Wir haben einige Schwarzbären und Elche aus dem Auto bzw. aus der Distanz beobachten können. Die Wanderungen waren eher komplett tierfrei — bis auf die Mücken, die sich aber durch entsprechende Sprays vom Leibe halten lassen. Einige Locals haben sich über die zahlreichen „Bärenglöckchen“ amüsiert, die insbesondere bei den asiatischen Touristen sehr in Mode zu sein scheinen.
  • Entlang der Touristenrouten gibt es in nahezu jedem Ort sehr gut ausgestattete Visitorcenter, die sowohl bei der Buchung der Unterkünfte als auch der Tages- bzw. Routenplanung unterstützen. Neben freundlichem Personal gibt es hier vor allem zahlreiche kostenfreie Prospekte, Karten und sonstiges Informationsmaterial, ohne das eigentlich kein Tourist ein solches Center verlässt. Regelmäßige Papier-Entsorgungsaktionen von Infoblättern zurückliegender Orte sind daher Pflicht.
  • Vancouver hat es wie erwartet in meine persönliche Liste der lebenswertesten Städte auf diesem Planeten geschafft. Berge und Meer liegen unmittelbar vor der Haustür und ein Pick-up zur Beförderung der notwendigen Sportgeräte (je nach Saison…) ist eigentlich Pflicht. Als Tourist lässt sich die Stadt übrigens vorzüglich mit dem Fahrrad erkunden. Ausgewiesene Radwege und Strassen gibt es genug.
  • Es empfiehlt sich ein WLAN-fähiges Device (Smartphone, Netbook o.ä.) mit sich zu führen. Die meisten Unterkünfte sowie zahlreiche Restaurants und natürlich Starbucks bieten „Free WI-FI“.
  • Shoppen lässt es sich nach wie vor am günstigsten in den Outlet-Malls in den USA. Ralph Lauren, Tommy Hillfinger & Co gibt es hier für gut die Hälfte oder weniger der deutschen Preise.
  • Der Grenzübertritt von Kanada in die USA auf dem Landweg mag für so manchen Europäer wie ein Rückschritt in vergangene Zeiten wirken. Hier ist vor allem auch ein wenig Geduld gefragt, wir haben gute 1,5 Stunden gewartet. Von USA nach CAN lief hingegen alles zügig und ohne Formulare.

Fazit: Der Westen Kanadas ist auch im Sommer eine Reise wert und besticht durch einmalige Landschaften, die nur sehr entfernt mit den Alpen zu vergleichen sind. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die Kosten zur Erfüllung der Grundbedürfnisse nicht wesentlich von einer vergleichbaren Rundreise durch Deutschland unterscheiden. Hinzu kommen der Flug sowie der Mietwagen und natürlich diverse Aktivitäten, die durchaus lohnenswert sein können, aber für die insbesondere in den Hochburgen wie Whistler, Banff etc. auch ordentliches Geld verlangt wird.

  1. Christian
    30. Mai 2013 um 13:03

    Danke für den schönen Bericht! Wir spielen mit dem Gedanken diesen August ebenfalls für 2,5 – 3 Wochen nach Westkanada zu reisen. Organisierte Mietwagenrundreisen inkl. Flug, Übernachtungen und einigen Ausflügen werden derzeit für rund 3.500 EUR pro Person angeboten. Bislang haben wir immer solche Mietwagenrundreisen in Irland und Australien komplett auf eigene Faust erfolgreich organisiert und uns unsere B&Bs etc. erst vor Ort gesucht.

    Nun stellt sich uns die Frage, ob wir das auch in Westkanada so praktizieren können oder das zu riskant ist, weil alles ausgebucht sein wird oder ungemein hohe Preisaufschläge ggü. der Vorabbuchung zu erwarten sind? Und wie sieht es mit Ausflügen wie Orca- und Bär-Beobachtungen, Schnorcheln mit Lachsen, Gletscherwanderung etc. Reicht es vor Ort die Buchung der Ausflüge vorzunehmen oder ist das unrealistisch?

    Im Idealfall würden wir nur die Flüge (Gabelflug München-Vancouver / Calgary-München), den Mietwagen und die ersten Nächte in Vancouver und ggf. die letzte Nacht buchen.

    Würde mich freuen, wenn du deine Einschätzung abgeben könntest.

    Schöne Grüße aus München,

    Christian

    • 1. Juni 2013 um 10:30

      Hallo Christian,

      wir haben bis auf die ersten Nächte auch nichts im Vorraus gebucht. Bei kleinen Orten lohnt es sich ggf. am Tag zuvor anzurufen (Adressen aus Lonely Planet, Touri Info, Internet), bei großen Skiorten haben sie im Sommer eh Überkapazität. Auch die Ausflüge haben wir immer spontan vor Ort gebucht, zu Orca- und Bär-Beobachtungen, Schnorcheln mit Lachsen kann ich allerdings nichts sagen, da wir das nicht gemacht haben.

      Wünsche einen schönen Urlaub, Sebastian

  2. Frank
    27. Januar 2016 um 09:43

    Hi,
    Wir sind zu dritt, von Toronto bis Vancouver mit dem Auto gefahren.
    Gebucht hatten wir nur ein Hotel für 2 Tage in Toronto.
    Ansonsten war es kein Problem, auf der Strecke eine Unterkunft zu finden.
    In der Regel waren es Motels, im vergleich zu anderen Übernachtungsmöglichkeiten,
    war das schon für ein paar Doller zu haben.
    Verhungern wird keiner, denn an jeder Ecke gibt es Möglichkeiten, was zu futtern zu bekommen.Egal ob Steak, Asia, Burger, Subway, Timi Horten usw.
    Tankstellennetz ist OK. Aber man sollte, wenn auch nur 100Km aus dem Tank fehlen,
    nochmal voll machen, denn auf der langem HIGHWAY kommt so schnell nichts mehr.
    Da könnten dann diese 100Km fehlen.

    Eine gute Zeit Frank.

  1. 11. Mai 2016 um 08:01
  2. 12. Juni 2016 um 17:03
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